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Rückenschmerzen kennt eigentlich jeder Erwachsene. Es handelt sich in den meisten Fällen um eine normale Reaktion des Körpers auf eine muskuläre Fehl- oder Gelenkbelastung. Ein wirklicher Krankheitswert, der zum Aufsuchen eines Arztes zwingt, besteht eigentlich nicht. Anders ist es, wenn der Schmerz die Lebensqualität anhaltend beeinträchtigt oder wenn zusätzliche Beschwerden wie Kribbeln oder Taubheit in den Beinen auftreten. Unzählige Ratschläge, Veröffentlichungen und Bücher sind auf dem Markt und raten zu verschiedensten Behandlungen - von Fußeinlagen, verschiedensten gymnastischen Übungen, Naturheilverfahren, Blutegelbehandlungen bis hin zu operativen Maßnahmen. Das Dilemma ist, dass sich die Veröffentlichungen oftmals widersprechen, vielfach verwirren und die angebotenen Behandlungsmethoden oftmals wissenschaftlich nicht wirklich begründet sind. Was also tun, wenn eine wirkliche Erkrankung der Wirbelsäule vorliegt? Nehmen wir beispielsweise die Diagnose der lumbalen Spinalkanalstenose. Die Spinalkanalstenose bezeichnet eigentlich nur eine Verringerung der Weite des Spinalkanals unter eine festgesetzte »Normweite«. Die stellt aber keineswegs schon eine behandlungsbedürftige Erkrankung dar! Denn mögliche klinische Beschwerden korrelieren eben keineswegs mit der Weite des Spinalkanals, d.h. auch bei eine erheblichen Einengung des Kanals mit Nachweis einer deutlichen Bedrängung der Nervenstrukturen im MRT oder CT kann der Patient fast völlig beschwerdefrei sein. Nun beginnt aber leider zunehmend das Dilemma. Im schlimmsten Fall führt der Befund der Stenose trotz weitgehender Beschwerdefreiheit zur Operation – »Man möchte ja verhindern, dass die Nervenstrukturen langfristig geschädigt werden.« Zurecht wird das rasante Ansteigen der operativen Eingriffe im Wirbelsäulenbereich hinterfragt und kritisiert. Das wirkliche therapeutische Spektrum ist hingegen auch bei der Diagnose einer Spinalkanalstenose groß und richtet sich vor allem nach der beklagten Beschwerdesymptomatik. So sind funktionell konservative Maßnahmen ebenso indiziert wie beispielsweise der Einsatz minimalinvasiver Injektionstechniken. Invasive Eingriffe an den Wirbelgelenken kommen bei der Behandlung ebenso zum Einsatz wie natürlich auch größere operative Maßnahmen. Das Herausfinden der individuellen Behandlungsstrategie ist die schwierigste Aufgabe und erfordert eine langjährige Berufserfahrung. Nach einer zeitgemäß zu erfolgenden diagnostischen Abklärung die neben Klinik, Beschwerdeanamnese und bildmorphologischen Daten zunehmend auch eine funktionelle Diagnostik beinhaltet sollte mit dem Patienten die für ihn optimalste Behandlungsstrategie erarbeitet werden. |
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1: Myelographie der LWS mit Kontrastmittelabbruch als Zeichen der massiven Stenose des Spinalkanals |
2: MRT Bild LWS . Darstellung der massiven Einengung des Spinalkanals |
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3: ausgeführte Dekompression über mehrere Höhen bei langer Stenose – Die Entscheidung zur alleinigen Dekompression erfolgte auch aufgrund des hohen Alters der Patientin |
4: postoperativer Zustand bei ausgeführter Dekompression und zusätzlicher dynamischer Stabilisierung durch einen interspinösen Implantateinsatz, Abbildung im seitlichen Strahlengang |
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5: wie Abbildung 4, Abbildung im a-p Strahlengang |
6: Operationsausführung in 2 Etagen |
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7: Myelographie der LWS mit Darstellung einer spinalen Enge und zusätzlichem Wirbelgleiten in der Höhe LWK 4/5 |
8:Operationsausführung mit ausgiebiger Dekompression der Stenose und zusätzlicher Stabilisierung des Segments mittels einem Schrauben-Stabsystem - die zusätzliche Stabilisierung war aufgrund des Wirbelgleitens und der resultierenden Segmentinstabilität notwendig |
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9: Operationsausführung wie Abbildung 8, Aufnahme im a-p Strahlengang - Darstellung der Schrauben und Stabimplantate sowie der eingebrachten Cages in den Zwischenwirbelraum |
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Die Abklärung einer möglichen operativen Behandlungsoption sollte dabei durch langjährig erfahrene Kollegen, die eben auch das gesamte Spektrum der Wirbelsäuleneingriffe beherrschen, erfolgen. Nur so kann wirklich das sinnvollste operative Verfahren für den konkreten Behandlungsfall ausgewählt werden. In der Tat verzeichnen wir heute einen unkritischen Anstieg von Operationen im Wirbelsäulenbereich, zudem wir ein operativer Eingriff in unzähligen Veröffentlichungen immer noch verdammt und als letzte Therapieoption angesehen. Diese Einstellung ist »völlig veraltet«, es geht aber darum, den Patienten eine operative Therapiemöglichkeit klar darzustellen, die Beweggründe für eine Operation darzulegen und den Patienten bei seiner Entscheidungsfindung zu beraten. Es gibt kein »Muss zur Operation« bei derartigen Erkrankungen der Wirbelsäule, aber ein operativer Eingriff kann durchaus eine sehr effektive Methode der Heilung darstellen - genau dies gelte es zu vermitteln. Die Beratung eines Patienten über eine operative Therapiemöglichkeit sollte dabei einem erfahrenen Operateur überlassen werden. Man kann dem Patienten nur raten, neben der Einholung einer Zweitmeinung auch über die Erfahrenheit eines Operateurs nachzufragen. »Es ist schon ein Unterschied, ob eine Operation 50 mal oder 500 mal durchgeführt wird.« Der Anwendung modernster operativer Verfahren gilt die besondere Aufmerksamkeit im MVZ Wirbelsäule, eine kritische Beurteilung der vielfältigen Operationsmethoden ist dabei geboten. |